Armutssensibilität als Fachkompetenz begreifen

Fachtagung Jugendpastoral vermittelt Wissen und Praxistipps im Umgang mit von Armut betroffenen Kindern und Jugendlichen
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In Arbeitsgruppen wurden die Erkenntnisse aus Vorträgen und armutssensiblen Beispielprojekten auf die tägliche Arbeit in der Jugendpastoral übertragen. Fotos: Rebecca Broich / BDKJ Diözese Münster

Unter dem Motto „Armutssensibles Handeln in der Arbeit mit jungen Menschen“ fand am vergangenen Dienstag, den 12. September 2023, die Fachtagung Jugendpastoral in Münster statt. 72 hauptberuflich in der Jugendpastoral Beschäftigten erhielten Einblicke in die aktuelle Forschungslage zum Thema Jugendarmut, hilfreiche Praxisbeispiele und hatten die Möglichkeit, ihr eigenes Handeln zu reflektieren.

„Ein angemessener Umgang mit von Armut betroffenen jungen Menschen wird für die Beschäftigten der katholischen Kirche immer wichtiger“, sagte Beate Willenbrink, Fachstelle Kinder, Jugendliche und Junge Erwachsene im Bistum Münster, zur Erföffnung der Fachtagung Jugendpastoral ein. Hierzulande gelten 3 Millionen Kinder, also jedes fünfte Kind, als armutsgefährdet. Für Kinder und Jugendliche, die in armen Familien aufwachsen, stellt Armut eine schwierige Lebensbedingen dar, die u.a. mit schlechteren Bildungs-, Teilhabe- und Zukunftschancen einhergehen kann. „Es gehört zu unserem christlichen Auftrag, uns für die Schwächsten in der Gesellschaft einzusetzen, und auf die Lebenswelt von jungen Menschen einzugehen“, erklärte Felix Elbers, Vorsitzender des BDKJ Diözese Münster.

Nach Vorträgen von Dr. Irina Volf, Bereichsleiterin Armut am Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V., zu den Ursachen, Folgen und Ausprägungen von Kinderarmut hatten die Teilnehmenden der Fachtagung Jugendpastoral die Möglichkeit, beispielhafte armutssensible Projekte aus dem Münsterland kennenzulernen, darunter die „MoveFactory“ vom Kinder- und Jugendzentrum Kleve (eine Trainingshalle für urbane Sportarten), das Streetwork-Angebot der Jugendhilfe Werne und die Initiative ChaCk (Chancen für alle Coerder Kinder).

Anschließend wurde das Gelernte in Arbeitsgruppen auf die tägliche Arbeit in kirchlichen Einrichtungen übertragen. Zu den wesentlichen Erkenntnissen für ein armutssensibleres Handeln zählten die Beschäftigten der Jugendpastoral: Vorurteile über Armut entlarven, auf armutssensible Methoden und Sprache achten, Förderprogramme und Projekte auf niedrigschwellige Zugänglichkeit überprüfen.

Das kann Kirche tun

„Pädagogische Fachkräfte können zwar strukturelle Armutsursachen nicht beseitigen. Sie sind aber sehr wohl in der Lage, einen Beitrag zur kindbezogenen Prävention der Armutsfolgen zu leisten“, sagte die Hauptreferentin Dr. Irina Volf. Neben dem Wissen um die Lebenslagen armutsbetroffener Familien sei dazu die Kompetenz erforderlich, armutssensibel zu handeln. Diese umfasse im Wesentlichen die Fähigkeit zur Resilienzförderung bei Kindern durch Beziehungsarbeit und eine enge Kooperation im Sozialraum, um die Bedürfnisse von Familien besser zu adressieren.

Institutionen, die mit armutsbetroffenen Kindern und Jugendlichen arbeiten, sind besonders gefordert, für eine gleichberechtige Teilhabe zu sorgen und Hilfen im Sozialsystem zu vermitteln. Für einen armutssensiblen Umgang mit Menschen jeden Alters könnten Kirchen für ihre Fachkräfte Fortbildungen organisieren, eine kritische Reflexion im Umgang mit eigenen Strukturen anstoßen und mögliche Barrieren abbauen.

„Die Fachtagung hat deutlich gemacht, wir wichtig das Vernetzen von kirchlichen Trägern, Einrichtungen und Sozialräumen ist“, resümiert Sigrid Schmeddes aus dem Referat Kinder-, Jugend- und Familienhilfe im Caritasverband Bistum Münster, am Ende der Fachtagung Jugendpastoral.

Die Fachtagung Jugendpastoral ist eine Kooperationsveranstaltung des BDKJ Diözese Münster, der Fachstelle Kinder, Jugendliche und Junge Erwachsene im Bistum Münster sowie dem Caritasverband für die Diözese Münster.