„Botschafter für Inklusion“ sammeln bei Begegnung Anregungen

Bolivianische und deutsche Pfadfinder zu Gast beim Bischof

„Ihr seid Botschafter für Inklusion“: Mit dieser Aussage begrüßte Bischof Dr. Felix Genn am Montag (30. Juni) 15 bolivianische Pfadfinder, die momentan zu Gast beim Diözesanverband Münster der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) sind. Zusammen mit ihren deutschen Freunden werden die Gäste aus Santa Cruz in den kommenden Wochen das Thema Inklusion in den Blick nehmen – und Einrichtungen für Menschen mit Behinderung besuchen. Neben dem eigentlichen Thema steht für die jugendlichen Bolivianer das Sammeln von Anregungen auf der Tagesordnung, damit sie später auch in ihrem Land „Pfadfinden für alle“ möglich machen können. „Ist die Frage der Inklusion eine bolivianische Frage?“ erkundigte sich Bischof Genn im Gespräch mit der Pfadfindergruppe aus Santa Cruz.

 Einvernehmlich stimmten die Jugendlichen zu. Denn auch Bolivien habe sich des Themas angenommen und erste Maßnahmen, wie das Absenken von Bordsteinen, umgesetzt. Dennoch habe die Inklusion in dem 10.000 Kilometer entfernten Land einen anderen Stellenwert als hier. Felipe, Diözesanvorsitzender des Distrikts Santa Cruz, beschreibt die Situation in seinem Heimatland so: „Eine Behinderung ist ein ökonomisches Problem für jeden Einzelnen. Es gibt zwar private Förderschulen, doch die werden nicht vom Staat subventioniert.“ Um das Thema Inklusion in die Köpfe der Bolivianer zu bringen, hatten die Pfadfinder aus Santa Cruz den Wunsch geäußert, während ihrer Zeit in Münster von ihren deutschen Kollegen zu lernen. Auch, um sich selbst näher mit dem Thema zu beschäftigen.

 Gemeinsam mit ein paar Münsteraner Pfadfindern haben sie sich in Sendenhorst in einer Wohngemeinschaft zusammengefunden. Von dort aus werden sie in den kommenden Wochen verschiedene Einrichtungen für Menschen mit Behinderung besuchen, zum Beispiel den Benediktushof Maria Veen. Die Jugendlichen sollen sich dabei so konkret wie möglich mit dem Thema beschäftigen, das auch Jahresaktions-Thema der DPSG ist. „In den letzten Jahren haben wir beispielsweise Solarlampen zum Thema ‚saubere Energien‘ verteilt oder Schulkinder in Bolivien über ihre Rechte aufgeklärt“, erzählt Klara von der Umsetzung vergangener Projekte. Die internationale Freundschaft nutzen, um gemeinsame Projekte zu entwickeln, ist dementsprechend das Hauptziel der Partnerschaft.

 Bereits seit 2001 ist die Beziehung zwischen der Asociación de Scouts de Bolivia (ASB) Distrikt Santa Cruz und dem DPSG Diözesanverband Münster mit einem Partnerschaftsvertrag besiegelt. „So können wir unsere eigenen Verhaltensweisen reflektieren und uns gegenseitig stärken“, erklärte Diözesankurat Thomas Hatwig zusammen mit seinem bolivianischen Kollegen Felipe. Diesen Ansatz der internationalen Begegnung lobt auch Bischof Felix Genn: „Inklusion ist zunächst keine Frage der Institution, sondern der Mentalität.“ In Deutschland gebe es seit vielen Jahren die Bereitschaft, Menschen mit Behinderung zu helfen.

 Auch die Pfadfinder bemühten sich um Inklusion. Aber man müsse auf der anderen Seite – gerade im Bereich der Schule – auch deren Grenzen sehen. Durch ihren Besuch im DPSG Diözesanverband Münster würden die 15 bolivianischen Pfadfinder sensibilisiert und könnten als Botschafter für Inklusion nach Bolivien zurückkehren.

Text und Foto: Bischöfliche Pressestelle Münster 01.07.2014