Um dauerhaft an die Betroffenen sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche zu erinnern, haben Vertreterinnen und Vertreter der katholischen Jugendarbeit im Bistum Münster am Montagabend auf dem Gelände der Jugendburg Gemen eine Trauer-Blutbuche gepflanzt. Eine Gedenktafel, die in Zusammenarbeit mit Betroffenen erarbeitet worden war, wird heute in der Nähe des Baums befestigt.
Mit dem Pflanzen der Trauer-Blutbuche beteiligten sich die Jugendburg, der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und die Fachstelle für Kinder, Jugendliche und Junge Erwachsene im Bischöflichen Generalvikariat an der bistumsweiten Aktion, ein gemeinsames Zeichen der wachen und lebendigen Erinnerung zu setzen.
Die Blutbuche soll an den sexuellen Missbrauch erinnern, den Priester und andere Vertreter der katholischen Kirche im Bistum Münster an jungen Schutzbefohlenen begangen haben. „Die Trauerblutbuche mahnt uns, die Vergangenheit nicht zu verdrängen. Sie fordert uns auf, sensibel zu bleiben, hinzusehen und einander zu schützen – nicht nur heute, sondern auch in der Zukunft“, erklärte Ralf Meyer, Burgkaplan der Jugendburg Gemen.
Seit Bekanntwerden der massiven Missbrauchsfälle setzt die katholische Jugendarbeit im Bistum Münster intensiv auf Aufklärung und Prävention sexuellen Missbrauchs. Dazu werden verpflichtende Schulungen angeboten und einrichtungsbezogene Schutzkonzepte selbstverständlich umgesetzt. „Unser erklärtes Ziel war und ist es, Jugendarbeit zu einem sicheren Ort für Kinder und Jugendliche machen“, sagte Beate Willenbrink, Leiterin der Fachstelle Kinder, Jugendliche und Junge Erwachsene.
So wie die Blutbuche über Generationen hinweg der Pflege bedarf, ist auch die Erinnerung an den Missbrauch auf Dauer angelegt: „Die fortwährende Auseinandersetzung mit Prävention ist Voraussetzung in der Jugendverbandsarbeit und hat daher einen sehr hohen Stellenwert. Dabei geht es nicht um eine Tabuisierung, sondern darum, gesprächsbereit, umsichtig und achtsam zu sein“, sagte Chiara Beyer, Vorsitzende des BDKJ Diözese Münster e.V.
Im Anschluss an die Pflanzung besuchten die Teilnehmenden gemeinsam die Lesung von Martin Schmitz aus seinem Buch "Der dunkle Hirte", die im Kapitelshaus St. Remigius Borken stattfand. In dem Buch geht es um die Erfahrungen von Schmitz, der als Ministrant von einem Priester missbraucht wurde.