Mehr Mut, auf die Stimmen der Gläubigen zu hören

BDKJ enttäuscht über das vorgestellte Arbeitspapier der Familiensynode
Mehr Mut, auf die Stimmen der Gläubigen zu hören

Für viele Jugendliche spielt die kirchliche Morallehre keine Rolle in ihrem Leben.

Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend ist enttäuscht darüber, dass im vorgestellten Arbeitspapier zur Familiensynode, mit dem der erste Teil der Beratungen über Familienpastoral abgeschlossen wurde, nicht stärker auf die Stimmen der Gläubigen eingegangen wurde. „Der vom Vatikan im Vorfeld verschickte Fragebogen zur Vorbereitung der Synode und die offene Gesprächskultur während des Austausches waren wichtige Schritte“, so der BDKJ-Bundesvorsitzende Wolfgang Ehrenlechner, „allerdings bedauern wir sehr, dass die vielen Stimmen in Rom zwar gehört wurden, im Endeffekt aber wenig mutige Ergebnisse dabei herausgekommen sind.“

Der BDKJ hatte den Vatikan-Fragebogen im vergangenen Jahr in eine jugendgerechte Sprache übersetzt und als Online-Umfrage veröffentlicht, an der sich in weniger als drei Wochen fast 10.000 Menschen beteiligt hatten. „Die große Mehrheit der jungen Menschen in der Kirche empfindet die Verbotsmoral der katholischen Ehelehre als unangebrachte Einmischung in ihr Privatleben“, fasst Ehrenlechner ein Ergebnis der Umfrage zusammen, „es ist bedauerlich, dass jetzt eine Chance verpasst wurde und sich diese Erkenntnisse nicht stärker im Abschlussdokument wiederfinden.“ Bei strittigen Themen wie etwa dem Umgang mit homosexuellen Partnerschaften wurde unter den Synodalen keine Zwei-Drittel-Mehrheit erreicht. „Das Unverständnis in Bezug auf die Diskriminierung homosexueller Partnerschaften ist unter jungen Menschen enorm“, so Ehrenlechner, „es ist schade, dass in diesem Punkt kein gemeinsamer Konsens erreicht wurde. Die wenigen Anzeichen für eine Öffnung der katholischen Kirche gegenüber den vielfältigen Formen von Beziehung und Partnerschaft, die im Laufe der Synodenberatungen zu erkennen waren, sind offenbar leider nicht mehrheitsfähig gewesen.“

Die Diskussionen um nichteheliche Lebensgemeinschaften betreffen auch die Beziehungen von jungen Menschen, die sich auf dem Weg zu einer dauerhaften Partnerschaft befinden. „Wir fanden die Überlegungen sehr bedenkenswert, wie auch außerhalb der sakramentalen Ehe Beziehungen als wertvoll gewürdigt werden können. Viele junge Menschen sehnen sich nach einer treuen und erfüllten Liebesbeziehung, ohne direkt an eine Heirat zu denken.“ Auch in Bezug auf Empfängnisverhütung wünsche sich der BDKJ eine Neubewertung durch die Kirchenleitung. „Das Verbot von Verhütungsmitteln ist für die meisten katholischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht relevant, ja sie lehnen es deutlich und mit guten Gründen ab“, fasst Ehrenlechner zusammen. Nachdem viele der Laien, die vor der Synode von ihren Erfahrungen gesprochen hätten, schon ein hohes Alter erreicht hätten, sei es sehr zu wünschen, dass auch die Stimme der jungen Menschen verstärkt gehört werde.

Das Arbeitspapier mache dennoch Hoffnung auf einen Diskussionsprozess. „Die kirchliche Lehre wird immer weiterentwickelt, wenn die Kirche sich den Zeichen der Zeit stellt“, so Ehrenlechner, „wir hoffen deshalb, dass dieses Arbeitspapier nicht schon wieder der Anfang vom Ende des begonnenen Dialogs ist. Wenn die Gräben so groß sind wie aktuell zwischen vielen Katholikinnen und Katholiken und der Kirchenleitung, braucht es mehr als zwei Wochen, um wiederzusammen zu kommen.“ Der BDKJ erwarte auch in Deutschland eine Weiterführung der Diskussionen. „Wir werden uns daran beteiligen“, so Ehrenlechner.

Der BDKJ ist Dachverband von 17 katholischen Jugendverbänden und -organisationen mit rund 660.000 Mitgliedern. Weitere Informationen unter www.bdkj.de.

Text: BDKJ-Bundesverband
Foto: MeliaShumaker / flickr.com/ CC-BY-2.0