Freiraum für Entfaltung und Mitwirkung

Beim Jugend!politischen Ferienausklang fordern katholische Verbände mehr politische Gestaltungskraft für junge Menschen
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Der BDKJ Münster hatte zum diesjährigen Jugend!politischen Ferienausklang in den Garten der KSHG eingeladen.

In Gruppen diskutierten die Teilnehmer*innen, wie Bedürfnisse und Anliegen von jungen Menschen in der Politik stärker Gehör finden können.

Beim Speeddating konnten die Mitglieder der Kinder- und Jugendverbände Politiker*innen (hier Simone Wendland, MdL, rechts) von ihrer privaten Seite kennenlernen.

Wie können die Interessen von Kindern und Jugendlichen mehr Gehör in der Politik finden? Darüber diskutierten am gestrigen Montag über 40 Verbandler*innen und Politiker*innen aus der Region, darunter auch die aktuellen Bewerber*innen um ein Mandat im Deutschen Bundestag.

Unter dem Motto „Demokratie – bei uns mehr als ein Wort!“ hatte der BDKJ Diözesanverband Münster zu einem Austausch in den Garten der Katholischen Studierenden- und Hochschulgemeinde (KSHG) in Münster eingeladen. Rund 35 Vertreter*innen der katholischen Jugendverbände und 7 Politiker*innen der Landes- und Bundespolitik nahmen an der Veranstaltung teil und diskutierten lebhaft darüber, was Kinder wirklich brauchen und wie die Stimme der jungen Generation besser in politische Entscheidungsprozesse einfließen könne.

Bei einem „Speeddating“ in Kleingruppen konnten die Verbandler*innen zunächst die teilnehmende Politiker*innen von ihrer privaten Seite kennenlernen. So erfuhren sie etwa, dass Maria Klein-Schmeink (Die Grünen) sich als Kind nie zwischen Gummitwist und Seilspringen entscheiden konnte. Klaus Kretzer (FDP) wiederum möchte auch auf privaten Reisen keinesfalls auf Handy und Ladekabel verzichten.

Um aktuelle Streitfragen der Kinder- und Jugendpolitik ging es in den anschließenden Diskussionsrunden. Aufgeteilt in vier Gruppen von jeweils rund 10 Personen wurden Fragen wie „Dürfen Kinder noch Kinder sein?“, „Welche Auswirkung hat die Corona-Pandemie auf die junge Generation?“ und „Wie kann die politische Mitwirkung von Kindern und Jugendlichen gestärkt werden?“ auf Augenhöhe und zum Teil leidenschaftlich diskutiert.

Dürfen Kinder noch Kinder sein?

Die negativen Folgen der Corona-Pandemie wurden aus Sicht der Kinder und Jugendlichen beleuchtet. Während des Lockdowns hätte sich gezeigt, so Maria Klein-Schmeink, MdB, dass die Familien allein nicht alle Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen auffangen konnten. Vielmehr wurde die Bedeutung von Kitas und Schulen als Institutionen deutlich, in denen soziale Einbindung geleistet wird.

Auch der steigende Leistungsdruck bereits auf junge Kinder lag den Vertreter*innen der Jugendverbände auf dem Herzen. Simone Wendland, MdL (CDU), gab in diesem Zusammenhang zu bedenken, dass häufig nur bestimmte Fähigkeiten gefördert und gefordert würden. Es bräuchte jedoch ein soziales System, in dem jede*r das Beste aus den eigenen Talenten machen könne. Anna-Lena Vering, Vorsitzende des BDKJ-Diözesanverbandes Münster, betonte, wie wichtig ausreichend Freiraum für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen sei: „Es braucht Zeit, Geduld und andere Kinder, damit sich die Persönlichkeit von Kindern entfalten kann.“ Die Zeltlager der katholischen Jugendverbände, die in diesem Jahr teils wieder stattfinden konnten, hätten dieses Bedürfnis aufgegriffen.

Politische Mitwirkung von Kindern und Jugendlichen

Wie die Interessen der jungen Generation zukünftig stärkere politische Berücksichtigung finden können, war ein weiterer Themenschwerpunkt des Abends. Annette Watermann-Krass, MdL (SPD) und Kira Sawilla, Kandidatin der Linken für den Bundestag, stimmten in die Forderung der Jugendverbände nach einer Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre ein.

Damit sich mehr junge Menschen engagieren, sei die Erfahrung von Selbstwirksamkeit entscheidend, sagte Max Pilger, Landesvorsitzender des BDKJ NRW, in der Diskussionsrunde, die sich mit politischer Partizipation beschäftigte. Auch Bodo Wißen (SPD) hat die Erfahrung gemacht, dass ein kommunales Jugendparlament daran gescheitert sei, weil es nicht ernst genug genommen wurde.

Klaus Kretzer (FDP) sieht in den Schulen Potential, Lust auf Politik zu machen: sich Wissen selbst zu erarbeiten, Unterrichtsinhalte mitzubestimmen und fächerübergreifend zu denken würde Eigenständigkeit und Demokratieverständnis fördern. Die beste politische Schule sieht Dr. Stefan Nacke, MdL (CDU), in den Kinder- und Jugendverbänden. Hier böte sich ein geeigneter Ort für junge Menschen, um in politische Organisationen hineinzuwachsen und das Abwägen von unterschiedlichen Interessen und Bedürfnissen - den Kern von Politik – zu lernen.


Der Jugend!politische Ferienausklang des BDKJ Diözese Münster e.V. wird gefördert durch das Projekt #jungesnrw des Landesjugendring NRW. Akteur*innen im Feld der Jugendverbandsarbeit werden darin unterstützt, die Interessen junger Menschen zum Ausdruck zu bringen.

Die Veranstaltung ist ferner Teil der bundesweiten Aktion „Zukunftszeit“ des BDKJ, mit der vor der Bundestagswahl insgesamt 35.000 Stunden (Dauer einer Legislaturperiode) Engagement für ein buntes Land gesammelt werden.